Projekt Timbó
Das Renaturierungsprojekt Timbó umfaßt etwa 10 Hekter des von der Permakulturgemeinschaft "Sapyso" (auf Gurarani "Schöner Ausblick") in der Nähe des Städtchens Loreto im Departament Concepción. bewohnten Grundstücks. Der GEKUNA e.V. unterstützt das Projekt, z.B. durch eine SEPA Bankverbindung. Wir haben dieses Renaturierungsprojekt "Timbó" genannt, da ein ausgewachsener Timbó genau in der geografischen Mitte dieses Grundstücks steht und weithin sichtbar ist.
Timbó im Nordosten Paraguays, nahe des südlichen Wendekreises, hat folgende Besonderheiten:
Ein fast intaktes "Netzwerk Wald" mit direkt angrenzendem echtem Wald
Vorhandenen Baumnachwuchs mit einem Alter von bis zu 25 Jahren
Auf einem großen Teil des Grundstücks müssen Bäume nur von parasitären Pflanzen befreit werden
Schon ein Jahr nach Freilegung ist fast die 100-fache Bindung von Kohlenstoff möglich
Eine nahezu durchgängige Vegetationsperiode gegenüber nur 5 Monaten in Deutschland
Eine nachhaltige Re-Naturierung, da bei uns keine Nutzung geplant ist
Dadurch haben wir hier einen Startvorteil von bis zu 50 Jahren gegenüber jeder Aufforstung!
Die Vorteile im Einzelnen:
Da ein Wald unendlich viel mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen ist, sind wir sehr froh, hier dieses komplexe Netzwerk aus Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen vorgefunden zu haben. Da die vorherigen Besitzer des Grundstücks relativ schonend damit umgegangen sind, haben wir hier einige Vorteile, die anderenorts oft nicht mehr vorhanden sind.
Das haben wir vorgefunden
Der einst vorhandene Wald wurde zwar durch Holzeinschlag gerodet, aber junge Bäume wurden ignoriert, da sie keinen wirtschaftlichen Nutzen darstellten. Die hier übliche "Vorbereitung" zur Weidenutzung für Rinder in Form von Brandrodung wurde nicht durchgeführt. Somit ist das im Boden befindliche Netzwerk intakt geblieben, jedoch alles, was sich darüber befindet, wurde durch das Fehlen der großen Bäume einem deutlich erhöhten Lichteinfall ausgesetzt. Dies begünstigt in erster Linie das Wachstum von Pionierpflanzen, wie z.B. Gräser. Daher haben die Vorbesitzer offenbar auch ihre Kühe hier weiden lassen. Natürlich fressen die Kühe nicht nur Gras, sondern auch junge Bäumchen oder frische Triebe und so blieb alles mehr oder weniger klein. In einigen Teilen haben sich kleine "Wäldchen" aus Jungbäumen und Buschwerk erhalten. Hier haben jedoch rankende Pflanzen einen wunderbaren Heimvorteil. Schaffen sie es in einem richtigen Wald nur selten an den begehrten Platz an der Sonne, ist es hier für sie ein Kinderspiel, die oft weniger als 10 Meter Höhe zu überwinden. Ein üppiges Wachstum dieser Parasiten führt dann leider dazu, daß die eigentlichen Bäume unter der Last dieser falschen Krone regelrecht erdrückt werden.
Die mühsame tägliche Arbeit
Hier hat der Mensch eine Situation geschaffen, die von Natur aus nie entstanden wäre und nun müssen es auch Menschen sein, die hier wieder regelnd eingreifen. Die Bäume von diesen Ranken zu befreien ist ein sehr mühsames Unterfangen. Diese Ranken sind oft mehr als 20 Meter lang, stark verzweigt und umschlingen oftmals Stamm und Äste der Bäume. Manchmal reicht es, sie am 'Boden zu kappen, verdorren zu lassen und dann vorsichtig daran zu ziehen - aber eben leider nur manchmal. Viel häufiger kommt es vor, daß schon die dickeren, unteren Teile den Stamm mehrmals umwickelt haben. Hier ist oft stundenlange, mühsame Handarbeit nötig, denn würde man sie dort belassen, käme es bei weiterem Wachstum des Baumes zu einer Abschnürung, da die Fasern zu schlecht verrotten. Da sehr oft das Wurzelwerk dieser Ranken fast ebenso verzweigt ist wie die Pflanze selbst, ist es nahezu unmöglich, sie komplett mit Wurzel heraus zu reißen. Im Boden verbliebenes Wurzelwerk treibt mit unglaublicher Geschwindigkeit wieder aus. Einige können sogar aus mehreren Metern Höhe neue Wurzeln in den Boden absenken, wenn man sie durchgeschnitten hat. Eine einmalige Aktion bringt also in den seltensten Fällen den gewünschten Erfolg, man muß immer wieder kontrollieren.
Das Ergebnis
Der Lohn dieser Arbeit ist allerdings phänomenal, denn oft verbergen sich unter diesen zwar hübsch blühenden, aber dennoch die Bäume erdrückenden Schlingpflanzen junge Bäume, die oft schon mindestens 10, manchmal sogar deutlich über 20 Jahre alt sind.
Unmittelbar nach der "Befreiung" sehen sie zwar meist extrem gerupft aus, aber schon nach wenigen Monaten zeigt sich die ungeheure Schnelligkeit des Wachstums hier in den tropischen Regionen sehr deutlich. Diese Jungbäume beginnen sofort nach Freilegung mit einer Kohlenstoffbindungsrate, die ein Setzling natürlich erst dann erreichen würde, wenn er das Alter dieser Bäume erreicht hätte. Begünstigt wird das schnelle Wachstum natürlich außerdem durch die fast ununterbrochene Vegetationsperiode. Es gibt zwar auch hier laubabwerfende Bäume, jedoch treiben bei vielen die neuen Blätter zusammen mit neuen Zweigen schon aus, wenn die alten Blätter herunter fallen.
Impressionen unserer Arbeit
Gräser, die "über den Kopf wachsen"
Neben einigen wenigen ausgewachsenen Bäumen und den vielen Jungbäumen sind wir immer wieder erstaunt, was sich auf den großen Grasflächen alles verbirgt. Man muß hier dazu sagen, daß die Gräser mehr als 2 Meter hoch werden können. Immer wieder finden wir unter so manchem Grasbüschel ein kleines Bäumchen. Entweder wurde sein Samen aus dem benachbarten Wald herǘber getragen oder er stammt noch von solchen, die vor dem Holzeinschlag herunter gefallen sind. Solche kleinen Bäumchen findet man auf dem ganzen Grundstück. Auch der Wuchs dieser Bäume läßt sich deutlich beschleunigen, wenn man sie von dem ungebenden Gras befreit. Natürlich wäre der kleine Baum in einem richtigen Wald genauso langsam gewachsen, aber wir wollen ja der Natur hier etwas helfen, die Zeit zu verkürzen. Eine solche Freilegung ist doppelt schwierig, denn geht man z.B. mit einem Freischneider daran, ist das Risiko, noch nicht entdeckte Bäumchen in der Umgebung zu zerstören, sehr groß. Geht man mit Handwerkzeugen daran, ist die Arbeit kaum zu bewältigen, denn die Gräser sind äußerst hart und in Bodennähe stark verfilzt.
Artenvielfalt - das sicherste Zeichen für intakte Natur
Neben dem schon erwähnten Timbó sind viele weitere Baumarten auf dem Grundstück vorhanden, wie z.B. Taruma. guayaba (Guave), tajý (Lapacho), Kurupa‘y, Yvyraró, Tataré, Manduvirá, Peterevy, Urunde‘y, Jata‘i, Canelón, Ka‘i kyhyjeha, Amba‘y.
Wir setzen unseren Schwerpunkt auf einheimische Bäume, pflanzen jedoch z.B. auch Mangos an, da sie sehr schnell wachsen und somit viel Kohlenstoff binden und Sauerstoff abgeben und außerdem über 300 Jahre leckere Früchte tragen.
Auch die Vielfalt bei den Tieren hat sich schon in der kurzen Zeit unserer Anwesenheit wesentlich erhöht. Wir können deutlich mehr Vögel, Schmetterlinge, Insekten, Reptilien u.a. beobachten.